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Wirtschaft
 

Internationale Sommerschule Solidarische Ökonomie

Betriebe und regionale Entwicklung 

Imshäuser Erklärung 2006

Die Auswirkungen der vom Weltmarkt abhängigen Ökonomie sind überall spürbar: Fehlende Arbeitsplätze, steigende Aktienkurse bei gleichzeitigem Personalabbau, die Erosion der sozialen Sicherungssysteme, zunehmende Armut in den Regionen, ins Ausland abwandernde Unternehmen, Lohndumping, Ausbau des Niedriglohnsektors, usw. Immer mehr Menschen sind dadurch von Unsicherheiten, Existenzängsten und durch den Verfall der Menschenwürde bedroht.

Dem Ruf nach Alternativen ist das Fachgebiet „Soziologie der Entwicklung“ der Universität Kassel gefolgt, indem es ergänzend zur Analyse des Wachstums der Destruktivkräfte, der ökologischen Krise und sozialen Gegenwehr, alternative Lebens- und Wirtschaftsformen wissenschaftlich zu untersuchen, zu begleiten und zu fördern begonnen hat.

Im internationalen Austausch wurden Modelle „Solidarischer Ökonomien“ in ihrer Entstehung und Umsetzung untersucht und die Erkenntnisse in ihrer Übertragbarkeit auf Deutschland hier zunächst die Region Nordhessen bewertet. Diese Modelle basieren auf den Grundlagen der allgemeinen Menschenrechte, besonders auf den Werten Demokratie, Solidarität und dem Recht auf Entwicklung

Eine wichtige Strategie, um dem ökologischen und sozialen Zerstörungsprozess des zunehmend unkontrollierten Weltmarktes entgegenzuwirken, ist der Aufbau von alternativen Wirtschaftsstrukturen von unten: Lokale Wirtschaftskreisläufe, soweit wie möglich unabhängig von den Zwängen des Weltmarktes sind imstande, die Grundbedürfnisse der Menschen zu sichern und lebenswerte Alternativen aufzubauen. Grundlegend für diesen Prozess ist das Besinnen auf die eigenen, regionalen Ressourcen: Die Eigenversorgung mit Lebensmitteln, eine dezentrale Energieversorgung mit erneuerbaren Energien bis hin zu eigenen Währungen. Besonders die solidarisch und selbstverwaltet arbeitenden Betriebe begegnen der Vereinzelung, der abhängigen, entfremdeten Arbeit und fördern ein solidarisches miteinander der Menschen in den Regionen. Ein Finanzsystem, das diesen Aufbau unterstützt ist für den Prozess notwendig.

Deshalb setzen sich die Teilnehmenden der Sommerschule dafür ein:

  • Durch die Verbreitung der Idee, Förderung und Unterstützung der „Solidarischen Ökonomie“ einer Wirtschafts- und Lebensweise Auftrieb zu geben, die nachhaltiges, soziales und ökologisches Wirtschaften zum Wohl von Mensch und Natur ermöglicht.
  • Im regionalen und globalen Interesse, die Biosphäre und Atmosphäre nicht durch die Nutzung fossiler und atomarer Energieträger zu gefährden, sondern auf erneuerbare Energieträger umzusatteln, sei es Wasser, Solar, Wind, Biomasse.
  • Im langfristigen regionalen Interesse die Gesundheit der Menschen durch gesunde Ernährung aus regionaler, saisonaler, ökologischer, gentechnikfreier Landwirtschaft zu sichern.
  • Im Interesse einer regionalen Beschäftigungsstruktur, welche die Bedürfnisbefriedigung der Gesellschaft vor Ort wahrnimmt, solidarisch arbeitende Betriebe zu unterstützen, sei es durch die Förderung der Gründung von Gemeinschaftsbetrieben und Genossenschaften und/oder durch den Konsum ihrer Produkte.
  • Regionalvermarktung und Bio-Fairen Handel zu betreiben und zu unterstützen.
  • Mehr Transparenz und Vernetzung in der Region zu gewährleisten, z. B. durch Foren mit allen wichtigen Akteuren.
  • Weiterentwicklung „Solidarischer Ökonomie“ in der Region.
  • Begleitung, Beratung und Förderung von solidarischen Betrieben bzw. deren Gründungsvorhaben durch Inkubatoren (interdisziplinäre Innovationswerkstätten) zu gewährleisten.

Prioritär sollen dabei folgende Strategien verfolgt werden:

Ernährung:

  • Förderung des gemeinschaftlichen regionalen Wirtschaftens (z. B. in Form von Dorfladengenossenschaften);
  • Versorgung öffentlicher Einrichtungen durch regionale Produkte;
  • Erhalt bzw. Bildung regionaler Versorgungsstrukturen für Nahrung und Wasser.

Inkubation (interdisziplinäre Innovationswerkstätten):

  • Durchführung einer lokalen Untersuchung zur Identifizierung von Zielgruppen (z. B. Benachteiligte), um sie als genossenschaftliche Kooperationspartner für nachhaltige, regionale Entwicklung zu gewinnen und zu vernetzen.

Energie:

  • Förderung vielfältiger regenerativer Energieformen auf lokaler Ebene (z. B. am Fluss Wasserkraft, Energie aus Holz am Wald);
  • Initiierung gemeinschaftlicher Sanierung ggf. mit dem Ziel von Genossenschaftsbildung;
  • Erstellen einer verständlichen Übersicht über Einsparmöglichkeiten im Energiebereich und deren Förderung;
  • z. B. Umstellung des kommunalen Fuhrparks auf Pflanzenöl;
  • Wasserversorgung sollte in kommunaler oder genossenschaftlicher Kontrolle bleiben.

Finanzierung:

  • Kommunale Ausschreibungen, die die Bewerbung genossenschaftlicher Betriebe ermöglichen;
  • Sensibilisierung und Organisation der BürgerInnen für die Nachhaltigkeitsstrategie in der Region;
  • Finanzierungsmöglichkeiten (z. B. Fonds aus Einsparungen bei Sanierung öffentlicher Liegenschaften, Regiogeld, Kommunaler Nutzerpass, Gutscheine, Kleinkreditstrategien);
  • Schaffung eines regionalen Nachhaltigkeitsforums.

Alexandra Stenzel

Susanna Schäfer

Oliver Vetter

Martina Spohr

Matthias Reinhold

Natalie Fischer

Prof. Dr. Clarita Müller-Plantenberg

Günter Schäfer

Marlis Cavallaro

Michael Held

Friedhelm Vockenberg

Adrian Huwald

Heiner Fleischmann

Sebastian Hartig

Kristy Schank

Marcio Rosa d’Avila

Dr. Günther Burckhardt

Claudia Sánchez Bajo

Rosangela Alves de Oliveira

Edjane Pontes

 

Nina Nadolny

Dario Carrera

 

Ulrike Gottschalk

Martina Claus

 

Renata von Trott

Manuela Gutiérrez

 

Jacqueline Bernardi

Marthe Djuikom

 

Romeu Forneck

Dieter Gawora

 

Astrid Schäfers

Claus Delft

 

Barbara Schweitzer

E. Nascimento-Kohl

 

Bebra Imshausen, den 11. Juli 2006

Die Sommerschule 2006 ist eine Kooperationsveranstaltung zwischen der AG „Solidarische Ökonomie“ der Universität Kassel, dem Referat Wirtschaft-Arbeit-Soziales der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und dem DGB Nordhessen

 

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