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Der Kommentar
 

Man darf sich die Wahrheit aussuchen

von Roland Spitzer

03. Okt. 2008

Heute, am Tag der Einheit, stöberte ich ein wenig in den online verbreiteten Pressemeldungen, und kam zu der Erkenntnis, dass ich gar nicht so richtig weiß, welche Einheit denn gefeiert werden soll. Die gleicher Lebensverhältnisse – wohl nicht. Die gleicher Bezahlung für gleiche Arbeit – sicher auch nicht. Oder die gleicher Rentenberechnung – wieder Fehlanzeige! Vielleicht feiern wir ja die einheitliche Berichterstattung in den Medien?

Um nicht falsch verstanden zu werden, ich meine nicht die gleichgeschaltete Berichterstattung, sondern jene, welche auf objektiven Fakten beruht, und bemüht ist, die LeserInnen über Zusammenhänge bestmöglich zu informieren.

Auch hier wurde ich enttäuscht. Zum Thema CSU fand ich in der RP-Online folgende Aussage:

„48 Prozent der Bayern wollen ihn (Beckstein) im Amt sehen, nur 28 Prozent halten Horst Seehofer für den besseren Kandidaten.“

Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/politik/deutschland/621814/Bayern-wuenschen-sich-Beckstein-zurueck.html

Dagegen berichtet N-TV:

„Von den Bürgern des Freistaates Bayern halten wie im Bundesdurchschnitt 45 Prozent Horst Seehofer für eine gute Lösung. 28 Prozent der Bayern meinen, jemand anderes als Seehofer wäre besser geeignet gewesen.“

Quelle: http://www.n-tv.de/Guter_CSUChef_Bayern_fuer_Seehofer/021020083013/1032216.html

Die einzige Gemeinsamkeit, welche ich in beiden Berichterstattungen erkennen kann, sind 28 Prozent – einmal für Seehofer, einmal für jemand anderes.

Mit objektiver Berichterstattung hat das wohl nichts mehr zu tun. Manipulationsversuche mittels der Medien sind auch keine neue Erscheinung. Doch versuchte man in früheren Jahren durch eine gewisse inhaltliche Kontinuität den Anschein einer objektiven Berichterstattung zu wahren. Man hatte – so schien es zumindest, noch einen gewissen Respekt vor der jeweiligen Zielgruppe, und traute ihr auch zu, plumpe Manipulationen zu durchschauen.

Die in den vergangenen Jahren vollzogene Konzentration der Medienlandschaft führte ebenso zu einem nicht zu unterschätzenden Machtzuwachs. Springer und Bertelsmann bestimmen, was berichtet wird, und in welche Richtung die Massen zu manipulieren sind. Mit der Konzentration der Medienmacht wuchs auch die Arroganz der Mächtigen. Man hält es einfach nicht mehr für nötig, Wert auf eine zumindest inhaltlich konsistente Berichterstattung zu legen. Es hat den Anschein, dass jeder Respekt vor den Leserinnen und Lesern verlorengegangen ist, und die Meinung vorherrscht – die sind schon so manipuliert – die glauben einfach alles.

So geschieht es immer öfter, dass sich widersprechende Meldungen sogar in ein und demselben Medium auftauchen. Die Macher scheinen dabei nicht einmal ihre eigenen Widersprüche zu bemerken. Doch so dumm, wie sich die medialen Manipulatoren die Menschen wünschen, sind diese eben doch nicht. Viele bemerken, dass sie nur noch belogen und betrogen werden. Jubelmeldungen werden lanciert, deren Wahrheitsgehalt sehr gering ist. Oft hat es den Anschein, als befände man sich in einer gelenkten und manipulierten Medienlandschaft, so wie es in der DDR der Fall war. Doch das war ja eine Diktatur.

Heute leben wir in einer Demokratie, in der sich Bertelsmann und Springer die Freiheit genommen haben, darüber zu befinden, was wir lesen, sehen und glauben sollen. Diese Konzentration führt grotesker Weise zu den gleichen Jubel- und Manipulationsmeldungen, wie ich sie in der DDR erfahren durfte. Für mich besteht da kein großer Unterschied. Man kann sogar behaupten, dass die heutige Situation noch extremer ist.

Ich scheine da nicht der einzige zu sein. Viele Menschen fallen nicht mehr auf die manipulierten Meldungen herein, und wenden sich von den dominierenden Medien ab, was sich nicht zuletzt in sinkenden Zuschauer- und Leserzahlen widerspiegelt.

So sind es private Initiativen, wie beispielsweise die Nachdenkseiten.de , welche mit ihrer Arbeit dazu beitragen, die Manipulationen in der Medienwelt aufzudecken. Ich wünsche mir, dass solche Initiativen immer mehr an Zulauf gewinnen, und sie durch Ihre Arbeit dazu beitragen, dass die verlogenen Kampagnen von Bertelsmann und Co. immer mehr ins Leere laufen.

 

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